Lothar Lambert
Fucking City
Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)
Hinter Eisenfachwerk fährt die Kamera, auf die Stadt schauend, immer höher (Blick aus dem Fahrstuhl des Berliner Funkturms). Dazu hört man die Werbeschallplatte eines Möbelhauses, welches die gute, alte Zeit beschwört und vor allem die Gemütlichkeit. Nach einem Zwischentitel mit dem Namen des Films sieht man einen Mann in einem Büro am Fenster stehen und rauchen. Die Reklameplatte läuft weiter, während das Telephon zu klingeln beginnt, welches der Mann ignoriert. Schließlich nimmt er es doch ab, meldet sich als Meyer: „Ach du bist’s, Helga.“ Eine Frau und ein tuntiger Mann hinter der Theke einer Fleischerei. Sie ziehen über die Kundin her, die gerade gegangen ist. Der Mann aus dem Büro und die Verkäuferin aus der Fleischerei – wie man später erfährt, das Ehepaar Rüdiger und Helga Meyer – lassen sich, leicht genervt, dann belustigt, im Wohnzimmer von dem tuntigen Verkäufer Ratschläge geben, wie sie ihr Eheleben aufpeppen könnten: „In Berlin gibt’s so viele Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Wozu haben wir denn die ‚Lonely Hearts’ im ‚Tip’-Magazin?“ Er habe mit diesen Kleinanzeigen schon gute Erfahrungen gemacht, insbesondere mit Türken: „Die sind auch nicht kleinlich, was das Alter oder das Geschlecht betrifft.“ Schließlich preist er sich, tanzend, selbst dem Paar an. Nach unvermitteltem Schnitt liest Rüdiger, im Wohnzimmer rauchend und trinkend, seiner Frau eine „interessante“ Anzeige vor. Helga entschließt sich, den Inserenten anzurufen. Ihr Mann: „Sag ihm, du bist geil!“ Während man noch hört, wie sie sich erkundigt, was er unter „tabulos“ verstehen würde, sieht man in Großaufnahme den Inserenten, nun offenbar im Zimmer des Paares. Rüdiger meint aus dem Off: „Na, was bringen müssen Se schon, wir sind auch Anfänger.“ Das Paar, welches nicht mehr im Bild erscheint, befindet: „Das war nichts.“ Hinter der Fleischereitheke erregt sich der tuntige Verkäufer, Zeitung lesend, über Pläne Beate Uhses, bundesweit „Liebesmaschinen“ für Männer aufzustellen. Der Chef beobachtet dies mißgestimmt. Auf der Straße nähert sich eine etwas unbeholfen gekleidete junge Frau mit Koffer der Fleischerei, lugt durch deren Fenster, winkt. Als er die Frau sieht, ruft der tuntige Verkäufer entsetzt: „Klara!“ Nachdem sie den Laden betreten hat, erfährt man, daß es sich um „Kurtchens“, des Verkäufers, Schwester handelt, die nun auch aus dem heimatlichen Hitzacker nach Berlin geflüchtet ist. Das Gespräch zwischen ihr, Kurtchen und Helga wird im Wohnzimmer fortgesetzt. Klara berichtet, ihr Verlobter sei „die ganze Woche auf Montage“, aber sie wären „sehr glücklich zusammen“. Kurtchen weiß, der „sogenannte Verlobte“ sei schon vor einem Jahr weggelaufen. Helga findet, Klara müsse etwas aus ihrem Typ machen und beginnt sogleich mit dem Schminken und Umfrisieren. Bilder von einem Rummelplatz. Aus dem Off, wo man das Rattern eines Projektors hört, erläutert Rüdiger, den man zwischendurch auch auf dem Rummel filmen sieht: „Also die Filmerei ist eigentlich ein großes Hobby von mir – früher auf Super 8, und jetzt mach ich 16 Millimeter. (…) Also Helga ist ja nicht so dafür. (…) Jetzt versuch ich grad mal was anderes. Ich möcht ja auch mal ’nen Film machen, der so in Studentenkinos gezeigt werden kann oder so. Heute gibt’s ja ’ne Menge Leute, die so ’ne Ein-Mann-Produktionen machen, für wenig Geld. ’ne Story hab ich noch nich, aber mir gehen ’ne Menge Ideen durch’n Kopp. Es müßte wat über Berlin sein. (…) Und viel Sex und Action und Gewalt.“ Helga müsse die Hauptrolle spielen. Zu Bildern einer nächtlichen Straße hört man eine Erotikschallplatte. In ihrem, wie gewohnt dunklen, Wohnzimmer wirft Helga ihrem trinkenden Mann vor: „Mit dir ist doch überhaupt nichts mehr los!“ Sie halte das nicht mehr aus. Beide schreien einander an. Während im Hintergrund noch immer die Platte zu hören ist und man die frustrierten Meyers sieht, hört man Klara einen Brief an ihre Mutter vorlesen. Das Landei wohnt demzufolge nun bei den beiden, in der Potsdamer Straße (damals stadtbekannt insbesondere des dortigen Straßenstrichs wegen). Ein Blick auf die Potsdamer Straße, über die (seinerzeit stillgelegte) Hochbahn hinweg, die Erotikplatte verstummt. Straßenbilder aus dem Stadtteil. Klara: „Hier laufen viele elegante Frauen rum, die sehen alle ganz toll aus, geschminkt und schicke Kleider und so. Kurtchen sagt, das sind alles Models. Wenn ich könnte, würde ich auch Model werden. Aber dazu bin ich, glaube ich, zu dick. Kurtchen will jetzt Schauspieler werden. Oder Sozialarbeiter.“ Man sieht ihn mit Helga einen gefliesten Raum betreten, in dem schon andere warten. Ein junger Mann mit Kamera begrüßt zwei junge Frauen: „Nett, daß ihr gekommen seid. Am besten, ihr zieht euch beide gleich aus. Wir brauchen euch als Leichen.“ Der junge Mann, nun nackt auf einem Seziertisch, redet auf die sich zierenden Frauen ein: „Das ist ein Experimentalfilm, da muß alles echt sein! (…) Das ist was ganz Avantgardistisches. Mann, das ist ’ne ganz schrille Punktragödie!“ Schließlich legt sich eine Frau nackt auf den Seziertisch und wird vollständig mit einer Plastikfolie bedeckt. Der Regisseur steigt nackt auf sie und beginnt einen Geschlechtsverkehr zu markieren, was gefilmt wird. Kurtchen, dem schon längst unbehaglich zumute war, geht, Helga folgt ihm. Er meint: „Nackt ja – aber doch nicht so! (…) Das muß man doch melden, was hier passiert!“ Die beiden irren durch das leere Haus, derweil der junge Regisseur sich weiter produziert. Rüdiger filmt Helga und Klara auf der Terrasse der Neuen Nationalgalerie. Helga dazu aus dem Off: „Ich glaube, diese Filmerei ist für Rüdiger so ’ne Art Ersatz. ’nen Sohn, mit dem er Eisenbahn spielen kann, hat er ja nich.“ Sie berichtet über ihre Fehlgeburt und die unglückliche weitere Entwicklung ihrer Ehe. Kurtchen, den Rüdiger nun filmt, wäre dabei nur begrenzt eine Hilfe: „Die Schwulen sind ja meistens oberflächlich und denken nur an ihr eigenes Vergnügen.“ Klara auf ihrem Nachtlager: Nachdem Helga sich verabschiedet hat, hält es Klara nicht mehr lang im Bett. Aus dem Off schwärmt sie vom „wahren Leben“ in Berlin und auf dem Ku’damm, sie wolle etwas verändern an ihrem Dasein. Sie läuft vor den Spiegel und beginnt dort, in verschiedenen Aufmachungen ihr Aussehen zu prüfen, und zu tanzen. In seinem Zimmer beklagt Kurtchen, daß es seinen Partnern immer nur um Sex ginge, nie um Liebe. Er rasiert sich den Schnauzbart ab. Bei Helga drehe sich alles um „ihren Rüdiger“. Aber: „Besser so ’nen Mann als gar keinen. Immer noch besser ’n mißbrauchter Schwuler als ’ne unbenutzte Ehefrau.“ Nun tanzt er vor dem Spiegel. Noch während dieser Szene beginnt im Off der Dialog der nächsten: Kurtchen und Klara streiten sich. Sie meint, er wäre doch gar nicht schwul, solle es doch mal mit einer Frau probieren. Offenbar haben die beiden in jungen Jahren sexuelle Kontakte miteinander gehabt, welche sie dann aber zu „Schweinekram“ erklärte. Helga auf der Aussichtsplattform des Funkturms. Aus dem Off beklagt sich Rüdiger über seine Frau, die sich offenbar dagegen wehrt, daß er sie mit der Kamera verfolgt. Helga lasse ihre schlechte Laune an ihm aus, habe keine Hobbies, keine sexuelle Phantasie, könne sich nur „hinpacken wie ’n Opferlamm und die Beine breit machen, und wenn man fertig ist, guckt sie einen kalt und verächtlich an“. Kurtchen berichtet von seinem neuen Beruf als „Engel der Alten und Kranken“. Der Besuch bei einem widerwilligen Objekt seiner Fürsorge endet in Streit und einem hysterischen Anfall. Helga und Rüdiger gehen zum Türkischen Basar, der den (damals stillgelegten) Hochbahnhof Bülowstraße ausfüllt. Sie flirten mit einigen Türken. Blick über die Mauer am (damals zugeschütteten) Engelbecken. Mietskasernenstraßen (Naunyn- und Dresdener Straße). Die Spree am Gröbenufer zwischen Pfuel- und Oberbaumstraße und an der Oberbaumbrücke. Die Mauer in der Sebastianstraße. Kurtchen aus dem Off: „Die Helga und der Rüdiger, die sind ja jetzt jeden Abend unterwegs und machen Kreuzberg unsicher.“ Angeblich wären sie auf der Suche nach Motiven und nach türkischen Darstellern. Zu Filmbildern eines Menschenauflaufs erregt er sich: „Sind das etwa die Hausbesetzer, die hier bei uns in Grunewald demonstriert haben? Na, also, das ist ja rausgeschmissenes Material!“ Mehr entzücken ihn sich unvermittelt anschließende Aufnahmen Helgas, die sich nackt auf der Couch mit drei Puppen räkelt. Allerdings stört er sich daran, daß teilweise ein Scheinwerfer im Bild ist. Zu Aufnahmen zweier junger Türken auf nächtlicher Straße erzählt Rüdiger: „Da mach ich vielleicht ’ne längere Sache draus, mit den beiden Jungs. Zwei Ausländer, die so nach Berlin kommen, mit großen Hoffnungen, und die dann unter die Räder kommen. Titel habick ooch schon: ‚Kismet, Kismet’.“ Kurtchen möchte auch mitspielen: „Mein Schicksal ist doch auch sehr interessant. Und irgendwie ganz traurig. Das lohnt sich doch. Ich hab auch ’n ausdrucksstarkes Gesicht.“ Man sieht Kurtchen und Helga im Wohnzimmer mit zwei Ausländern, mit denen sich aber nichts entwickelt. Zugänglicher ist ein junger Türke im Gespräch mit Helga. In der nächsten, wiederum unvermittelt beginnenden Szene erläutert Helga Kurtchen ihren Berufsfrust. Er erzählt ihr von seiner neuesten Enttäuschung mit dem eigenen Geschlecht – diese Szene beginnt, noch während er davon berichtet: Im Park lockt er mit orientalischer Musik aus dem Kassettenrekorder einen Türken an. Rüdiger, in Lederjacke und mit Sonnenbrille im Tiergarten auf Frauenfang, beobachtet dies. Aus dem Off hört man, wie er und Kurtchen einander im Park begegnen. Rüdigers Vorgesetzte führt mit Helga ein vertrauliches Gespräch über deren Mannes zunehmende Stimmungsschwankungen. In seinem Schreibtisch habe sie Pornohefte gefunden, „die hat er an gewissen Stellen mit Kugelschreibergekritzel förmlich zerlöchert“. Helga meint, ein Gespräch werde kaum helfen, Rüdiger wolle ja nicht reden; er müßte wohl mal zum Psychiater. Zu der Erotikplatte wird Helga im Wohnzimmer mit einem jungen Südländer intim. Rüdiger beobachtet dies, schließlich gesellt sich Helga zu ihm. Die beiden tanzen nackt, kopulieren womöglich auch, vor ihrem Gast, der bald die Flucht ergreift. Die Meyers sitzen frustriert nebeneinander, zwischendurch sieht man Helgas genervtes, enttäuschtes Gesicht, während sie offenkundig beschlafen wird. Eine Autofahrt (unter den Yorckbrücken hindurch, die Yorckstraße und den Mehringdamm hinauf), aus dem Off Dialog der Meyers: Sie beklagt sich, im Urlaub hätten sie nicht, wie beabsichtigt, miteinander geredet, sondern nur Sex mit Ausländern begonnen. Sie findet, dies zeige, daß es mit ihnen keinen Sinn mehr habe: „Sag mal ganz ehrlich: Liebst du mich wirklich noch?“ – „Liebe. Scheiß Liebe!“ Rüdiger und Helga feiern mit zwei jungen Ausländern eine Party, die dann jedoch versandet. Rüdiger beobachtet dies, Migräne vorschützend. Aus dem Off mokiert er sich über „dauernd diese Rumalberei mit diesen unreifen Knaben“, zeigt sich froh, daß Klara wieder in Hitzacker ist, und versucht, seine Gäste loszuwerden, um in den Park zu kommen, sonst „krieg ich nachher wieder nur die Zombies ab“. Rüdiger filmt seine Frau, die sich fast nackt unter dem gläsernen Couchtisch windet, und weist sie an, sich vorzustellen, sie habe Angst, sei in einem Käfig gefangen. Sie beginnt jedoch schließlich zu lachen. Helga flirtet mit einem jungen Mann unter den Augen Kurtchens, der davon wenig erbaut ist. In der nächsten Szene sucht die aufgelöste Mutter des Jungen diesen bei den Meyers. Klara steht bei Kurtchen vor der Tür, weil sie sich mit ihrer Mutter verkracht hat, geht dann aber zu Helga. Diese empfiehlt ihr, sich einen Mann zu suchen. Klara: „Hauptsache, er hat ein gutes Herz und ist treu!“ – Helga: „Na, da kannste lange suchen!“ Helga befummelt den zwischenzeitlich verschwundenen Jungen. Kurtchen hat einen orientalischen Gast, dem er seine Schwester offeriert hat. Als diese erscheint Kurtchen dann selbst, frivol tanzend und seinen Gast schließlich oral befriedigend. Zu Bildern der nächtlichen Stadt hört man dann, wie dieser sich trotzdem noch über die Abwesenheit der Schwester beschwert. Aufnahmen des betrunkenen Rüdiger, der nackt vor der Kamera posiert, welche ausnahmsweise von Helga geführt wird, wovon diese aus dem Off berichtet. Und von ihren vorgetäuschten Orgasmen. Rüdiger, Helga, Kurtchen und Klara überlegen, wie sie den Abend verbringen könnten, was schnell zu einem Streit des Ehepaares führt. Als Rüdiger auch Kurtchen angiftet, flüstert dieser seiner Schwester zu: „Der ist ja nur sauer, weil er keinen hochkriegt!“ Die Geschwister brechen in lautes Gelächter aus. Rüdiger befriedigt sich, auf der Couch liegend, selbst, während seine Frau über ihm steht. Sie nölt herum. Er greift zur Kamera, um ihren Unterleib zu filmen, sie verbittet sich das. Kurtchen weist seine Schwester aus dem Off an, „dem Ali“ (seinem orientalistischen Gast) „eine Chance“ zu geben: „Wenn das klappt mit der Liebe, dann ist euch beiden geholfen: Du mußt nicht zurück zu Mom, und er muß nicht zurück in den Libanon.“ Unter Kurtchens belustigten Blicken drängt sich Klara dem neben ihr auf der Couch sitzenden Ali auf, der sie schließlich besteigt, jedoch schnell erschlafft. Rüdiger spricht auf der Straße eine junge Prostituierte an. In einem Zimmer filmt er das unbekleidete Mädchen, und schließlich auch, wie sie mit einem langen Messer über ihren Körper streicht. Nachdem er sich von ihrer Vorstellung unbefriedigt zeigt, bedroht sie Rüdiger mit dem Messer und beschimpft ihn. Dieser läßt sich von ihr verängstigt hinauswerfen. Rüdiger und Helga streiten: Sie empfängt weiter den Jungen, will sich nichts mehr verbieten lassen, will nicht nur Sex, sondern auch Gefühle. Rüdiger wird in der offenen Wohnungstür handgreiflich. Helga soll nach seinen Anweisungen Todesangst zeigen, während sie vor Rüdigers subjektiver Kamera und schließlich einem ins Bild ragenden Stativbein zurückweicht. Rüdiger versucht, sie mit dem Stativbein zu penetrieren. Helga bricht die Szene nach kurzer Zeit Moment ab. Das Ehepaar streitet heftig miteinander. Während dies noch zu hören ist, beginnt die nächste Szene: Rüdiger führt Klara in eine Grünanlage (an der Bismarckbrücke). Im Off versucht Helga von Klara zu erfahren, ob Rüdiger schon versucht habe, sich an sie „heranzumachen“. Klara bestreitet dies. Rüdiger versucht Klara in einer dunklen Ecke zu vergewaltigen. Nachdem sie flüchten konnte, befriedigt er sich an Ort und Stelle selbst. Auf der Straße wartet Klara. Während der gemeinsamen Heimfahrt (via Roseneck) entschuldigt Rüdiger sich und bettelt sie an, Helga nichts zu erzählen. Diese habe ihn hereingelegt: Ihn zur Heirat gezwungen mit Hinweis auf ihre Schwangerschaft, dann das Kind abtreiben lassen. Seither habe er „ein etwas merkwürdiges Verhältnis zu Frauen“. Kurtchen redet auf Klara ein, die so still geworden sei: „Je schneller du unter die Haube kommst, desto besser.“ Kurtchen versucht sich erneut als Pfleger, wieder erweist sich die Patientin als problematisch, wird sogar zudringlich. Rüdiger und Helga betrachten einen seiner Filme: Sie beim Sex mit einem fremden Mann. Hinter dem Projektor beklagt sie sich – über ihn, seine „Filmerei“, daß er sich nicht für sie und ihre Probleme interessiere. Rüdiger: „Jetzt hinterher kommste mit so ’nem seelischen Quark. Beim Drehen warste ooch nich so kleinlich.“ Kurtchen versucht wieder, auf einer Parkbank mit Hilfe seines Kassettenrekorders Kontakte zu knüpfen. Berichtet dann Helga davon, wie er in eine „Negerabsteige“ geraten sei, wo Gastarbeiter zu horrenden Mieten untergebracht wären. Man sieht die Bewohner. „Der eine wär ein Fall für dich: total hilflos und naiv, der braucht ’ne Ersatzmutti.“ Helga serviert einem dunkelhäutigen Gast selbstgebackenen Napfkuchen. Sie hat ihm auch die Wäsche gemacht. Er erklärt: „I want to leave this fucking city.“ Helga kommt zum im Bett liegenden Rüdiger, möchte ihm wieder einmal den Wert von Zärtlichkeit nahebringen. Sie legt sich auf, als er wenig Reaktion zeigt, neben ihn. Schließlich rafft er sich auf und beschläft sie, was nur wenige Sekunden dauert und sie, noch im Unterrock, sichtlich gleichgültig läßt. Ein kurzer Zwischenschnitt zeigt sie zärtlich mit dem Schwarzen. Helga in Rüdigers Amateurfilmen, dazu kommentiert sie aus dem Off, sie hasse sich dafür, daß sie sich immer wieder zu den „ordinären Verrenkungen“ zwingen lasse, „weil ich so schwach bin, so abhängig von seinen Wünschen“. „Wenn er da ist, wünsch ich ihn dahin, wo der Pfeffer wächst. Und wenn er nicht da ist, würd ich alles tun, damit er wiederkommt.“ Helga melancholisch daheim. Rüdiger auf dem Rummel. Helga und Rüdiger zuhaus trinkend, tanzend. Einer der jungen Türken erklärt Helga, die ihn zusammen mit Kurtchen besucht, er wolle nicht mehr zu ihnen kommen, seine Verlobte aus der Türkei sei nun da. Das kopftuchtragende Mädchen sitzt neben ihm. Klara und Ali vor dem Standesamt (Rathaus Schmargendorf). Aus dem Off berichtet Klara ihrer Mutter in einem Brief von der Hochzeit: „Es war alles sehr schön, aber zuhause hat er mir eine geklebt. Nur weil ich dem Mann auf dem Standesamt zugelächelt habe. Aber ich glaube, es tut ihm selber leid, daß er so gemein zu mir war. Wenn das Baby da ist, wird schon alles gut werden. In zwei Wochen fliegen wir für immer in den Libanon. Wir wohnen bei seinen Eltern.“ Kurtchen als Lederkerl zurechtgemacht im Park, mit Rekorder. Aus dem Off hört man ihn im Gespräch mit Helga: Er sei übellaunig, habe die Hauspflege geschmissen, sich eine Glatze geschnitten. „Weich und anschmiegsam ist eben nicht mehr gefragt. In meinem Alter muß man dominant und streng auftreten, um konkurrenzfähig zu bleiben.“ Für Ausländer habe er nun auch nichts mehr übrig: „Für die bin ich doch bloß ’ne Nutte, die nichts kostet.“ Das Tête-à-tête, welches sich mit einem anderen Herrn im Grünen anbahnt, endet rasch damit, daß dieser Kurtchen die Lederjacke entwendet, während der Bestohlene verzweifelt auf dem Boden liegend zurückbleibt. Helga erteilt dem Schwarzen in ihrem Wohnzimmer Sprachunterricht, zu Rüdigers Mißfallen. Der Schwarze zieht sich aus. Helga meint: „Du, Rüdiger, mit dem kleinen Afrikaner mach ich die Schweinereien nicht.“ Rüdiger, mit nacktem Oberkörper, filmt bereits. Sie will „sowas nie, nie, nie wieder“ machen. Er stellt sie vor die Wahl: Entweder sie drehe die Szene mit dem Schwarzen oder er, Rüdiger, gehe. Auch Helga zieht sich nun aus. Rüdiger möchte Action sehen: „Zeig doch mal, daß de von den Affen abstammst!“ Und Helga möge doch auf die Knie gehen: „Lutsch ihm einen, komm!“ Helga bricht in Gelächter aus. Ihr Gast, dem die Situation ebenfalls erkennbar peinlich ist, scheint unsicher, worüber sie lacht. Er geht auf Helga zu und gibt ihr eine Ohrfeige. Sie stürzt und klagt darüber, unglücklich gefallen zu sein. Rüdiger beginnt begeistert zu filmen. Der Schwarze solle sie noch einmal schlagen. Und Helga sich ohnmächtig stellen. Erst nach einigen Momenten wird Rüdiger bewußt, daß Helga, aus deren Mund Blut rinnt, tot ist. Rüdiger brüllt immer wieder: „Helga!“ Der Schwarze schlägt die Hände vors Gesicht.