Baduri, Dennis Buczma
Made in Moabit –
Eine Filmfamilie aus dem Hinterhof
Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)
LANGFASSUNG:
Nach der Premiere von „Und Gott erschuf das Make-up“ bei der Berlinale 1998 im Atelier am Zoo (zuletzt Kino 4 des Zoo-Palasts): Auf Aufforderung von Lothar Lambert singt Erika Rabau vor dem Vorhang, vor dem Zoo-Palast lassen sich Lambert und der als Transvestit verkleidete Michael Sittner photographieren. Heiko Behrens küßt Sittner. Erika Rabau photographiert. Man steht herum, raucht und scherzt. Dazwischen die Filmtitel. In einem Raum spricht Nilgün Taifun über Freud und Leid einer Filmpremiere. Die Kamera fährt über den Bürgersteig einer von alten Mietshäusern gesäumten Straße auf die Klingelschilder eines Hauses und die dortige Taste mit dem Namen „Lambert“ zu, dann durch eine Hausdurchfahrt in einen begrünten Hinterhof, in den Seitenflügel und das dort im Erdgeschoß befindliche Atelier Lothar Lamberts, in welchem viele Gemälde stehen. Michael Sittner führt Eva Ebner in das Atelier: „Tja, hier haben wir gedreht.“ Zwischenschnitt von Dreharbeiten: Zwischen lauter Gemälden ziehen sich als Frauen verkleidete Männer um und schminken sich, mittendrin steht – ungeschminkt – Lambert. Sittner erläutert, das hintere Zimmer sei der Wohngemeinschaftsraum in „Und Gott erschuf das Make-up“ gewesen. Zweimal ein Zwischenschnitt von Dreharbeiten mit einem kostümierten Lambert an der Kamera, die Darsteller tanzen, erholen sich davon. Eva Ebner erläutert, unter welchen Voraussetzungen sie sich eine intime Nacktszene mit einem sehr viel jüngeren Partner vorstellen könnte. Dreharbeiten: Lambert gibt Renate Soleymany und Carl Andersen Regieanweisungen, insbesondere letzterer ist widerspenstig. Klaus Redlich springt ein. Baduri erzählt, im Hinterhof vor den Mülltonnen sitzend und von Lambert gefilmt, wie sehr die Darsteller mit sich zu kämpfen hätten – und der Regisseur mit ihnen wie mit sich selbst. Im Atelier erklärt Renate Soleymany auf Lamberts Nachfrage, sie spiele mit, weil es Spaß mache – „und die Knete natürlich auch“. Carl Andersen und Klaus Redlich, neben ihr sitzend, lachen. Baduri findet, Lambert müsse versuchen, „mal umzudenken“: die Filme anders gestalten, den Darstellern die Chance geben, weiterzukommen. Der ihn filmende Lambert lacht. Renate Soleymany berichtet Lambert vom Interesse des Sozialamts, aber auch „der Psychiater“ an ihren Filmauftritten. Sie lacht ein weiteres Mal auf Lamberts Bitte hin. In einem anderen Raum befragt er eine Dame, die erläutert, weshalb sie ihr Büro im Vorderhaus (wie man später erfährt, des Opferhilfe e.V.) für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat. Im gleichen Raum gibt Lambert dem als Frau verkleideten, sich sträubenden Hans Marquardt Regieanweisungen. Michael Sittner erzählt im Atelier von dem polizeilichen Einschreiten bei den Dreharbeiten zu „Und Gott erschuf das Make-up“. Was dieses ausgelöst hat, erläutert Lambert der Dame in ihrem Büro. Klaus Redlich, Heiko Behrens und Erika Rabau berichten, jeweils einzeln von Lambert befragt, weiter von dem Zwischenfall. Lambert schildert der Dame von der Opferhilfe, er habe danach wochenlang Angst gehabt, sein Atelier aufzusuchen – jemand hätte etwas falsch verstanden haben und ihm auflauern können. Heiko Behrens erzählt, wie man sich von türkischen Jugendlichen eingeschüchtert gefühlt habe, zumal die Polizisten nichts zur Entspannung der Situation getan hätten. Die Dame von der Opferhilfe erklärt Lambert, er hätte sich mit seinen Ängsten auch vertrauensvoll an ihre Einrichtung wenden können. Er sinniert mit Erika Rabau darüber, wie harmlos man sei und wie gefährlich das Leben. Heiko Behrens bestätigt auf Nachfrage, er wäre in dieser Situation nicht auf die Idee gekommen, mit den Polizisten zu flirten. Lambert erzählt Rabau, der Kommissar wäre später zur Premiere gekommen, da er ebenso ein Lambert-Fan war wie der zuständige Staatsanwalt. Dreharbeiten: die schwarz geschminkte Erika Rabau singt, neben dem verkleideten Hans Marquardt sitzend. Lambert beklagt sich über ein bearbeitetes Titelphoto von sich in „Ticket“ und liest dann leicht mokant vor, was Norbert Tefelski in dieser Programmbeilage des „Tagesspiegel“ über ihn geschrieben hat. Albert Kittler filmt ihn dabei. Lambert fragt ihn abschließend, ob man den Artikel „irgendwie verwenden“ könne. Lambert probt eine Szene mit Dennis Buczma und dem als Frau verkleideten Heiko Behrens. Der Regisseur filmt und interviewt auf der Terrasse Norbert Tefelski, der einen Drehtag bei ihm gehabt und dann für „Ticket“ darüber geschrieben habe – „als wenn du so was noch nie erlebt hättest, also für mich war das Alltag“: Tefelski berichtet von der Freiheit für die Darsteller – kein Drehbuch, kein Text, keine Kostümvorgaben. „Mir war diese umfassende Reduktion eigentlich nicht klar, ich dachte, daß doch ein bißchen mehr Vorbereitung stattfinden würde.“ Das Ergebnis sei aber hervorragend, dank Lamberts „bemerkenswerte(r) Menschenführung“. Lambert probt auf der Terrasse mit Anatoli Jalnin und Michael Sittner, was man schon zuvor in Zwischenschnitten während des Tefelski-Gesprächs gesehen hat. Lambert interviewt, filmend, Heike Hanold-Lynch, die seine schnelle Arbeitsweise konstatiert. Er begründet diese. Die Aktrice lehnt es ab, mit Carl Andersen zu drehen, „so einen Gropiusstadtporno“, und sinniert mit Lambert darüber, „wie weit“ sie vor der Kamera gehen würde. Parallelmontiert ist ein Gespräch mit Dorothea Moritz, die erklärt, sie sei immer glücklich gewesen, wenn sie „sozusagen auf der Linie des guten Laien stand“, als Teil des Ensembles, das man hier „Family“ nenne. Sie erzählt, sie habe bei Andersen „eine sehr schöne Hauptrolle“ nur gespielt durch die Vermittlung Lamberts, und betont, letzterer haue „keinen in die Pfanne“, die Witze gingen nie auf Kosten der Darsteller, und zuweilen sei Lambert genial. An die Stelle des Gesprächs mit Heike Hanold-Lynch tritt, in Parallelmontage mit jenem mit Dorothea Moritz, ein anderes: Albert Kittler auf der Couch neben Lothar Lambert, der sich freut, seinen Kameramann mal vor die Kamera bekommen zu haben. Beide debattieren über Ausleuchtung und die Arbeit des Kopierwerks. Lambert veranlaßt Michael Sittner zu einem Kostümwechsel. Mit Carl Andersen spricht er über dessen Verhältnis zu Nilgün Taifun während der Dreharbeiten, Andersen beschwert sich darüber, daß Lambert ihn immer unterbreche und vorschnell das Thema wechsle und man ihm immer unterstelle, mit all seinen Darstellerinnen zu schlafen. Lambert meint, wahrscheinlich unterstelle man ihm, Lambert, nie, daß er mit seinen Darstellern schlafe, weil diese so eindeutig begabt seien. Andersen lacht laut auf. Baduri erzählt, er wäre nicht homosexuell, aber manche Schwulen würden denken, alle Männer wären dies – so auch Lambert. Dieser ruft aus dem Off: „Schwöre, daß du keinen Sex mit mir hattest!“ Baduri tut es. Im Atelier gibt Hilka Neuhof im weißen Badeanzug Lambert eine Kostprobe ihrer Steptanzkünste. Zwischenschnitte: Dennis Buczma und Baduri sprechen über Lamberts Bilder. Buczma meint, manche erinnerten sie an Arbeiten von Psychiatriepatienten; er habe sich aber nicht weiterentwickelt. Baduri erklärt, Lambert wäre nur nicht in seiner Malerei, sondern auch in seinen Filmen stehengeblieben. Er beklagt, außerhalb der Dreharbeiten gebe es keinen Kontakt zueinander. Buczma beklagt, Lambert habe manchmal zwischen Nilgün Taifun und ihr Konkurrenz schüren wollen. Die beiden Darsteller reden über den Unterschied zwischen Leben und Rolle. Lambert geht dazwischen: Baduri habe immer besonders viel Angst gehabt, daß man das von ihm Dargestellte mit seiner Privatperson verwechsle. Lambert probt mit Dennis Buczma und Dirk Schütt. Im Atelier lästern Michael Sittner und Heiko Behrens über Lamberts auf Improvisation beruhende Arbeitsweise. Dreharbeiten: Heiko Behrens und Rahim Abdi in einer Oralsexszene. Nilgün Taifun, ihr Kind an der Brust, spricht mit Dennis Buczma und Baduri über Lamberts Themen und Figuren. Sittner zu Behrens: „Er hält sich immer noch für den Jungfilmer. (…) Der merkt jar nich, daß er irgendwie doch schon ’n bißchen zum alten Eisen jehört.“ Behrens bestätigt dies und berichtet, Ulrike S. habe ihm gesagt: „Bei Lambert wirst du nicht berühmt!“ Wieder Nilgün Taifun an einem Tisch mit Dennis Buczma und Baduri: Lambert, so müsse sie kritisieren, sei deutsch in seinem Handeln, „indem er nämlich Minderheiten vor die Kamera holt“ – lauter Gruppen, die „bei Hitler vergast“ worden seien. Kaffeepause beim Dreh von „Und Gott erschuf das Make-up“, derweil Albert Kittler das Licht einrichtet. Baduri erklärt gegenüber Taifun, er finde gerade, bei Lambert hätten die Minderheiten nicht nur Alibifunktion. Sie lobt, bei Lambert wachse man aus sich heraus: „Bei Lothar habe ich (…) meine Exzesse kennengelernt.“ Allerdings liefen diese ja weiter, wenn die Kamera aus sei. Und diesbezüglich habe sich Lambert ihr gegenüber verantwortungslos verhalten. Dreharbeiten: Nilgün Taifun mit Kinderwagen hält ihrem als Frau verkleideten Ex-Filmgatten eine Tirade. Heiko Behrens und Michael Sittner lästern darüber, daß es „ein bißchen mehr Kohle“ für ihre Mitwirkung geben könnte, über das „Catering“ (alte Muffins aus dem Supermarkt) und über Lamberts Essenseinladung nach sechzehn Stunden Dreharbeiten, bei der er dann auch noch knausere. Dann fragt Sittner Behrens, womit dieser eigentlich sein Geld verdiene: auf dem Strich? Dieser weist das empört zurück. Nilgün Taifun läßt sich über Einsamkeit aus, Dennis Buczma und Baduri lachen darüber, letzterer meint dann: „Nilgün, wir sind nicht in der Praxis.“ Diese möchte sich nicht zurechtweisen lassen und assoziiert weiter. Behrens und Sittner lästern darüber, daß immer im selben Zimmer gedreht wird. Nilgün Taifun befindet, Lambert sei streng erzogen worden, prüde und lasse seine Darsteller an seiner Stelle seine sexuelle Befreiung ausleben. Baduri pflichtet ihr bei. Lambert probt mit Anatoli Jalnin. Heiko Behrens beklagt sich bei Michael Sittner über die hämische Behandlung bei Drehschluß. Nilgün Taifun erklärt: „Ich hab keine Freunde und somit auch keine Feinde!“ Lambert nimmt dies als Schlußwort. Baduri geht. Nilgün Taifun hadert damit, was sie gerade alles erzählt habe. Dennis Buczma geht ebenfalls. Im Badezimmer, vor der Toilettenschüssel, versucht Carl Andersen den ebenfalls rauchenden Detlef Kuhlbrodt zu interviewen. Lambert unterbricht immer wieder gleich und gibt Anweisungen. Im Atelier probt er mit Erika Rabau und Eva Ebner eine Telephonsexszene. Detlef Kuhlbrodt lobt Lamberts Kontinuität und daß er Menschen zeigt, die normal sind, „auch in dem, was man von außen vielleicht völlig unnormal und komisch und seltsam findet“. Heiko Behrens zeigt Hilka Neuhof Kostüme: „Wir kaufen das alles bei Humana.“ Fortsetzung der Probe mit Rabau und Ebner. Detlef Kuhlbrodt meint, mit Lamberts Figuren könne der Zuschauer sich identifizieren, wenn er „zu sich mal ehrlich ist“. Erika Rabau erklärt Lambert, sie spiele „die ganzen unanständigen Sachen“, „obwohl sie mir gegen den Strich gehen“. Behrens und Neuhof sprechen über Sexszenen. Sie meint, richtigen Sex könne sie vor der Kamera nicht machen: „Wenn das der Schulrat sieht, flieg ich.“ Behrens erwidert, dann müsse sie eben eine Biologielehrerin spielen. Sie antwortet, das sei sie doch. Erika Rabau möchte Eva Ebner nicht verraten, was sie spielt und welche Gags man sich ausgedacht hat. Behrens schlägt Neuhof vor, als Dragking aufzutreten. Sie weiß nicht, was das ist. Erika Rabau zickt weiter und schickt Eva Ebner vom Set. Neuhof überlegt mit Behrens, was sie spielen könnte. Lambert erläutert Eva Ebner, welche Rolle sie in seinem nächsten Film „Hotel für ungewisse Stunden“ (am Ende betitelt „Verdammt in alle Eitelkeit“) spielen solle: jene der Sylvia Heidemann. Er schildert ihr diese authentische Figur und fragt, ob sie sich die Darstellung vorstellen könne. Eva Ebner berichtet von ihrem eigenen Schicksal als NS-Verfolgte. Das Interview Lamberts mit Carl Andersen führt zu einem weiteren Konflikt, da sich letzterer abermals dauernd unterbrochen fühlt. Nach einigen Mühen erzählt er dann von Lamberts Auftritt in einem seiner Filme. Lambert zwischen Baduri und Dennis Buczma, die über seinen Bildern sitzen. Buczma mag nicht mehr, Lambert fragt den unsichtbaren Albert Kittler, ob „was bei“ gewesen wäre, „was man gebrauchen kann“. „Ein letztes Lächeln“ in die Kamera. In einer anderen Szene lacht der geschminkte Heiko Behrens. Ungeschminkt tanzt er mit Hilka Neuhof im Hinterhof, derweil Lambert dies dreht. Darüber der Abspann.
KURZFASSUNG:
Nach der Premiere von „Und Gott erschuf das Make-up“ bei der Berlinale 1998 im Atelier am Zoo (zuletzt Kino 4 des Zoo-Palasts): Auf Aufforderung von Lothar Lambert singt Erika Rabau vor dem Vorhang, vor dem Zoo-Palast lassen sich Lambert und der als Transvestit verkleidete Michael Sittner photographieren. Heiko Behrens küßt Sittner. Erika Rabau photographiert. Man steht herum, raucht und scherzt. Dazwischen die Filmtitel. In einem Raum spricht Nilgün Taifun über Freud und Leid einer Filmpremiere. Die Kamera fährt über den Bürgersteig einer von alten Mietshäusern gesäumten Straße auf die Klingelschilder eines Hauses und die dortige Taste mit dem Namen „Lambert“ zu, dann durch eine Hausdurchfahrt in einen begrünten Hinterhof, in den Seitenflügel und das dort im Erdgeschoß befindliche Atelier Lothar Lamberts, in welchem viele Gemälde stehen. Michael Sittner führt Eva Ebner in das Atelier: „Tja, hier haben wir gedreht.“ Zwischenschnitt von Dreharbeiten: Zwischen lauter Gemälden ziehen sich als Frauen verkleidete Männer um und schminken sich, mittendrin steht – ungeschminkt – Lambert. Sittner erläutert, das hintere Zimmer sei der Wohngemeinschaftsraum in „Und Gott erschuf das Make-up“ gewesen. Zweimal ein Zwischenschnitt von Dreharbeiten mit einem kostümierten Lambert an der Kamera, die Darsteller tanzen, erholen sich davon. Eva Ebner erläutert, unter welchen Voraussetzungen sie sich eine intime Nacktszene mit einem sehr viel jüngeren Partner vorstellen könnte. Dreharbeiten: Lambert gibt Renate Soleymany und Carl Andersen Regieanweisungen, insbesondere letzterer ist widerspenstig. Klaus Redlich springt ein. Zwischenschnitt: Baduri bekundet, wie es sei, vor der Kamera zu stehen, könne nur beurteilen, wer es einmal getan habe. Noch einmal Klaus Redlich mit Renate Soleymany. Baduri erzählt, im Hinterhof vor den Mülltonnen sitzend und von Lambert gefilmt, wie sehr die Darsteller mit sich zu kämpfen hätten – und der Regisseur mit ihnen wie mit sich selbst. Im Atelier erklärt Renate Soleymany auf Lamberts Nachfrage, sie spiele mit, weil es Spaß mache – „und die Knete natürlich auch“. Carl Andersen und Klaus Redlich, neben ihr sitzend, lachen. Baduri findet, Lambert müsse versuchen, „mal umzudenken“: die Filme anders gestalten, den Darstellern die Chance geben, weiterzukommen. Der ihn filmende Lambert lacht. Im Atelier beendet er das Interview mit Renate Soleymany. In einem anderen Raum befragt er eine Dame, die erläutert, weshalb sie ihr Büro im Vorderhaus (wie man später erfährt, des Opferhilfe e.V.) für Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat. Im gleichen Raum gibt Lambert dem als Frau verkleideten, sich sträubenden Hans Marquardt Regieanweisungen. Michael Sittner erzählt im Atelier von dem polizeilichen Einschreiten bei den Dreharbeiten zu „Und Gott erschuf das Make-up“. Was dieses ausgelöst hat, erläutert Lambert der Dame in ihrem Büro. Klaus Redlich, Heiko Behrens und Erika Rabau berichten, jeweils einzeln von Lambert befragt, weiter von dem Zwischenfall. Heiko Behrens erzählt, wie sich das Team von türkischen Jugendlichen eingeschüchtert gefühlt habe. Auf Nachfrage bestätigt er, in dieser Situation nicht auf die Idee gekommen zu sein, mit den Polizisten zu flirten. Lambert erzählt Rabau, der Kommissar wäre später zur Premiere gekommen, da er ebenso ein Lambert-Fan war wie der zuständige Staatsanwalt. Dreharbeiten: die schwarz geschminkte Erika Rabau singt, neben dem verkleideten Hans Marquardt sitzend. Lambert beklagt sich über ein bearbeitetes Titelphoto von sich in „Ticket“ und liest dann leicht mokant vor, was Norbert Tefelski in dieser Programmbeilage des „Tagesspiegel“ über ihn geschrieben hat. Albert Kittler filmt ihn dabei. Zwischenschnitt von Dorothea Moritz, die erklärt, sei sei immer glücklich gewesen, wenn sie „sozusagen auf der Linie des guten Laien stand“. Als Teil des Ensembles, das man hier „Family“ nenne. Albert Kittler auf der Couch neben Lothar Lambert, der sich freut, seinen Kameramann mal vor die Kamera bekommen zu haben. Dorothea Moritz betont, Lambert haue „keinen in die Pfanne“, die Witze gingen nie auf Kosten der Darsteller. Kittler und Lambert debattieren über Ausleuchtung und die Arbeit des Kopierwerks. Dorothea Moritz findet, zuweilen sei Lambert genial. Dieser veranlaßt Michael Sittner zu einem Kostümwechsel. Mit Carl Andersen spricht er über dessen Verhältnis zu Nilgün Taifun während der Dreharbeiten, Andersen beschwert sich darüber, daß Lambert ihn immer unterbreche und vorschnell das Thema wechsle und man ihm immer unterstelle, mit all seinen Darstellerinnen zu schlafen. Dorothea Moritz erzählt, sie habe bei Andersen „eine sehr schöne Hauptrolle“ nur gespielt durch die Vermittlung Lamberts. Heike Hanold-Lynch lehnt es ab, mit Andersen zu drehen, „so einen Gropiusstadtporno“, und sinniert mit Lambert darüber, „wie weit“ sie vor der Kamera gehen würde. Im Gespräch mit Andersen meint Lambert, wahrscheinlich unterstelle man ihm, Lambert, nie, daß er mit seinen Darstellern schlafe, weil diese so eindeutig begabt seien. Andersen lacht laut auf. Baduri erzählt, er wäre nicht homosexuell, aber manche Schwulen würden denken, alle Männer wären dies – so auch Lambert. Dieser ruft aus dem Off: „Schwöre, daß du keinen Sex mit mir hattest!“ Baduri tut es. Im Atelier gibt Hilka Neuhof im weißen Badeanzug Lambert eine Kostprobe ihrer Steptanzkünste. Zwischenschnitte: Dennis Buczma und Baduri sprechen über Lamberts Bilder. Buczma meint, manche erinnerten sie an Arbeiten von Psychiatriepatienten. Baduri erklärt, Lambert wäre nur nicht in seiner Malerei, sondern auch in seinen Filmen stehengeblieben. Im Badezimmer, vor der Toilettenschüssel, versucht Carl Andersen den ebenfalls rauchenden Detlef Kuhlbrodt zu interviewen. Lambert unterbricht immer wieder gleich und gibt Anweisungen. Zwischenschnitt: Hilka Neuhof hadert mit ihrem Tanz. Dennis Buczma und Baduri reden über den Unterschied zwischen Leben und Rolle. Lambert geht dazwischen: Baduri habe immer besonders viel Angst gehabt, daß man das von ihm Dargestellte mit seiner Privatperson verwechsle. Im Atelier probt Lambert mit Erika Rabau und Eva Ebner eine Telephonsexszene. Detlef Kuhlbrodt lobt Lamberts Kontinuität und daß er Menschen zeigt, die normal sind, „auch in dem, was man von außen vielleicht völlig unnormal und komisch und seltsam findet“. Erika Rabau möchte Eva Ebner nicht verraten, was sie spielt und welche Gags man sich ausgedacht hat. Heiko Behrens zeigt Hilka Neuhof Kostüme: „Wir kaufen das alles bei Humana.“ Fortsetzung der Probe mit Rabau und Ebner. Neuhof überlegt mit Behrens, was sie spielen könnte. Erika Rabau erklärt Lambert, sie spiele „die ganzen unanständigen Sachen“, „obwohl sie mir gegen den Strich gehen“. Behrens und Neuhof sprechen über Sexszenen. Sie meint, richtigen Sex könne sie vor der Kamera nicht machen: „Wenn das der Schulrat sieht, flieg ich.“ Behrens erwidert, dann müsse sie eben eine Biologielehrerin spielen. Sie antwortet, das sei sie doch. Erika Rabau zickt weiter und schickt Eva Ebner vom Set. Nilgün Taifun, ihr Kind an der Brust, redet mit Dennis Buczma und Baduri über Lamberts Themen und Figuren. Dieser probt mit Heiko Behrens und Dennis Buczma. Auf der Terrasse filmt und interviewt er Norbert Tefelski, der einen Drehtag bei ihm gehabt und dann für „Ticket“ darüber geschrieben habe – „als wenn du so was noch nie erlebt hättest, also für mich war das Alltag“: Tefelski berichtet von der Freiheit für die Darsteller – kein Drehbuch, kein Text, keine Kostümvorgaben. „Mir war diese umfassende Reduktion eigentlich nicht klar, ich dachte, daß doch ein bißchen mehr Vorbereitung stattfinden würde.“ Das Ergebnis sei aber hervorragend, dank Lamberts „bemerkenswerte(r) Menschenführung“. Lambert probt auf der Terrasse mit Anatoli Jalnin und Michael Sittner. Im Atelier lästern dieser und Heiko Behrens über Lamberts Arbeitsweise, zum Beispiel darüber, daß immer im selben Zimmer gedreht wird. Zwischenschnitt: Lambert probt mit Dennis Buczma und Dirk Schütt. Dreharbeiten: Heiko Behrens und Rahim Abdi in einer Oralsexszene. Sittner zu Behrens: „Er hält sich immer noch für den Jungfilmer. (…) Der merkt jar nich, daß er irgendwie doch schon ’n bißchen zum alten Eisen jehört.“ Behrens bestätigt dies und berichtet, Ulrike S. habe ihm gesagt: „Bei Lambert wirst du nicht berühmt!“ Wieder Nilgün Taifun an einem Tisch mit Dennis Buczma und Baduri: Lambert, so müsse sie kritisieren, sei deutsch in seinem Handeln, „indem er nämlich Minderheiten vor die Kamera holt“ – lauter Gruppen, die „bei Hitler vergast“ worden seien. Zwischenschnitt: Kaffeepause beim Dreh von „Und Gott erschuf das Make-up“, derweil Albert Kittler das Licht einrichtet. Baduri erklärt gegenüber Taifun, er finde gerade, bei Lambert hätten die Minderheiten nicht nur Alibifunktion. Sie lobt, bei Lambert wachse man aus sich heraus: „Bei Lothar habe ich (…) meine Exzesse kennengelernt.“ Allerdings liefen diese ja weiter, wenn die Kamera aus sei. Und diesbezüglich habe sich Lambert ihr gegenüber verantwortungslos verhalten. Zwischenschnitt: Lambert liest wieder aus Tefelskis Artikel vor und fragt Kittler dann, ob man den Text „irgendwie verwenden“ könne. Michael Sittner fragt Heiko Behrens, womit dieser eigentlich sein Geld verdiene: auf dem Strich? Dieser weist das empört zurück. Nilgün Taifun läßt sich über Einsamkeit aus, Dennis Buczma und Baduri lachen darüber, letzterer meint dann: „Nilgün, wir sind nicht in der Praxis.“ Diese möchte sich nicht zurechtweisen lassen und assoziiert weiter. Sie befindet, Lambert sei streng erzogen worden, prüde und lasse seine Darsteller an seiner Stelle seine sexuelle Befreiung ausleben. Baduri pflichtet ihr bei. Lambert probt mit Anatoli Jalnin. Heiko Behrens beklagt sich bei Michael Sittner über die hämische Behandlung bei Drehschluß. Nilgün Taifun erklärt: „Ich hab keine Freunde und somit auch keine Feinde!“ Lambert nimmt dies als Schlußwort. Baduri geht. Nilgün Taifun hadert damit, was sie gerade alles erzählt habe. Dennis Buczma geht ebenfalls. Lambert erläutert Eva Ebner, welche Rolle sie in seinem nächsten Film „Hotel für ungewisse Stunden“ (am Ende betitelt „Verdammt in alle Eitelkeit“) spielen solle: jene der Sylvia Heidemann. Er schildert ihr diese authentische Figur und fragt, ob sie sich die Darstellung vorstellen könne. Eva Ebner erzählt von ihrem eigenen Schicksal als NS-Verfolgte. Das Interview Lamberts mit Carl Andersen führt zu einem Konflikt, da sich letzterer abermals dauernd unterbrochen fühlt. Nach einigen Mühen erzählt er dann von Lamberts Auftritt in einem seiner Filme. Lambert zwischen Baduri und Dennis Buczma, die über seinen Bildern sitzen. Buczma mag nicht mehr, Lambert fragt den unsichtbaren Albert Kittler, ob „was bei“ gewesen wäre, „was man gebrauchen kann“. „Ein letztes Lächeln“ in die Kamera. In einer anderen Szene lacht der geschminkte Heiko Behrens. Ungeschminkt tanzt er mit Hilka Neuhof im Hinterhof, derweil Lambert dies dreht. Darüber der Abspann.