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Dorothea Moritz

 

Gestatten, Bestatter!

1986, 16 mm (1:1,33), Farbe, 87 Min.

Regie: Lothar Lambert. Buch: Karlheinz Freynik, Uwe Strümpell, Lothar Lambert. Kamera: Izzet Akay, Michael Tötter. Ton: Slavko Hitrov, Joachim Lorenz. Ausstattung: Will Kley. Schnitt: Lothar Lambert, Doreen Heins. Kostüme: Heidi Klotz, Brigitte Rodriguez. Maske: Axel Zornow. Technik: Jürgen Haase, Ralf Lotzin, Ayhan Dur, Hans-Joachim Michalek. Regieassistenz: Dagmar Beiersdorf. Aufnahmeleitung: Gabriele Ruschin, Marita Ballnus. Produktionsleitung: Otto Hagelstein. Produktion: Horizont-Film Berlin in Coproduktion mit Jordan TV im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks (Redaktion: Eberhard Scharfenberg).

Darsteller: Axel Lutter, Uli Kinalzik, Anita Mickl, Friedrich Schoenfelder, Günter Meisner, Dorothea Moritz, Imke Barnstedt, Ulrike S., Stefan Menche, Jutta Klöppel, Ursula Diestel, Albert Heins, Beate Hasenau, Eva Lissa, Eberhard Prüter, Udo Schenk, Renate Bauer, Lothar Mann, Medusa, Eva Ebner, Erwin Schaffner, Bernd Lubowski, Frank Thomas Mende, Erika Rabau, Mustafa Iskandarani, Agnes Lander, Oliver Gais, Michael Ballnus, Katharina McCoy u.a. Als Gast: Evelyn Künneke. 

 

Arbeitstitel: „Pietät und Takt“

  

Kurzinhalt

Zwei windige Geschäftsleute schicken sich an, die West-Berliner Bestattungsbranche aufzumischen – mit unkonventionellen Ideen und fragwürdigen Methoden. Zu diesem Zweck übernehmen sie das Unternehmen eines alteingesessenen Bestatters, der auf Rente gehen will. Einer der beiden bandelt auch mit der farblosen Tochter des Vorsitzenden des örtlichen Bestatterverbandes an, um von ihr Geld und Vaters Kundenkartei zu bekommen. Derweil muß sich sein Kompagnon mit seiner Frau und den ebenfalls nörgelnden Kindern herumschlagen. Und dann schlägt das Establishment zurück. Gleichzeitig entdeckt der ledige Branchenneuling, daß er doch echte Gefühle für die Verbandsvorsitzendentochter hegt.

 

Inhalt (ENTHÄLT SPOILER)

 

 

Lothar Lambert erinnert sich (2009)

Ich hatte ja diesen engen Kontakt mit Albert Heins und seiner Horizont-Produktion. Er war immer sehr umtriebig, hat zusammen mit Eberhard Scharfenberg vom NDR alle möglichen Projekte geplant, und dieses sollte ursprünglich eher eine Art Wirtschaftskrimi werden, in der Tradition der NDR-Serie „Schwarz-Rot-Gold“. Irgendwie kam aber die Idee auf, daraus eine Komödie zu machen, und da kam ich als Regisseur ins Spiel. Wahrscheinlich hab ich mich sogar selbst ins Spiel gebracht. Karlheinz Freynik ist ja ein ganz bekannter Drehbuchautor, der hat zum Beispiel „Zwei Münchner in Hamburg“ geschrieben und für Udo Lindenberg „Panische Zeiten“. Und Uwe Strümpell war ein Freund von Albert Heins, der mit rumgedoktert hat an dem Skript. Ich wollte später mit Albert Heins noch einen Film machen, der auf Kuba spielen sollte, „Kuba nana, Kuba nanu“ – Albert Heins hatte viele Kontakte zur kubanischen Botschaft –, da sollten Udo Lindenberg mitspielen und Amanda Lear, unter meiner Regie. Dafür hab ich mit dem Karlheinz Freynik das Drehbuch entwickelt über einen Rockstar, der inkognito flieht, in ein Flugzeug gerät mit Urlaubern aus der DDR, seine Liebe findet, es gab auch einen Krimitouch, und viele Szenen sollten im Tropicana spielen, dem berühmten Revuetheater in Havanna. Das ist zunächst gescheitert an irgendeinem Einspruch von kubanischer Seite, und dann fiel die Mauer und die Geschichte funktionierte nicht mehr. Schade. Aber was soll’s? So sind eben schon viele Projekte untergegangen. Beispielsweise wollte ich mit Dieter Schidor einen Kriminalroman verfilmen, in dem ein Mann drei Frauen kidnappt, und eine davon spielt ihm Liebe vor, damit sie freikommt. Wir wollten das umändern, um die Rechte nicht kaufen zu müssen: Drei Frauen nehmen einen Playboy gefangen, der eine Peepshow betreibt – den sollte Rolf Eden spielen –, und der versucht dann, sich bei einer der Frauen einzuschmeicheln, um sich zu retten. Das ist auch nichts geworden, bei dem Exposé hat keiner angebissen.

Bei „Gestatten, Bestatter!“ konnte ich immerhin die Besetzung beeinflussen, davon hängt ja auch viel ab. Ich hab Leute wie Marianne Sägebrecht abgelehnt – sie war nicht mein Fall –, hab mir ganz Unbekannte ausgesucht, wie die Österreicherin Anita Mickl, dann Axel Lutter von den „Stachelschweinen“ und Friedrich Schoenfelder. Beate Hasenau war ich schuldig, daß sie endlich mal ein bißchen Geld bei mir verdiente. Albert Heins wollte eigentlich wieder die Hauptrolle übernehmen, das war mir auch recht, aber der NDR wollte das nicht. Das war denen zuviel Personalunion. Der Film drehte sich wieder um eine Art Tabuthema: wie man mit dem Tod umgeht. Eine tolle Reise war auch drin – Albert Heins war ja ein Allround-Geschäftsmann, hat bei den Tourismusbörsen immer Kontakte geknüpft zu den Botschaften. So kam auch die Kooperation mit dem jordanischen Fernsehen zustande. Das ist ja nicht alltäglich, daß da ein jordanisches TV-Team arbeitet, und bei Nacktszenen gehen die Männer plötzlich alle aus dem Hotelzimmer, in dem gedreht wird, und man steht mit den Darstellern allein da. Von den Schauplätzen her war der Film abwechslungsreich. Es gibt Schlimmeres im Fernsehen. Und meine Ost-Verwandtschaft hat immer gesagt: „‚Gestatten, Bestatter!’ ist dein schönster Film.“

Ursprünglich war er fürs erste Fernsehprogramm vorgesehen. Dann kam aber Dieter Meichsner, der damals Fernsehspielchef des NDR war, an den Schneidetisch, und obwohl er den Film gut fand, entschied er, daß er im Dritten laufen sollte. Wahrscheinlich hielt er ihn nicht für massentauglich genug.

Ich hab ja ein selektives Gedächtnis, und „Gestatten, Bestatter!“ inspiriert mich nicht dazu, mich an viel zu erinnern. Es waren auch teilweise so unabhängig von mir gecastete Schauspieler dabei, die nur ihr Ding durchgezogen haben, und mit denen ich privat nichts zu tun hatte. Daß die teureren Produktionen, die ich inszeniert habe, nicht zu meinen bemerkenswertesten zählen mögen, liegt daran, daß das mehr oder weniger Auftragsarbeiten waren. Ich war für jede Mark dankbar, die ich verdient habe, und die ich in eigene Projekte stecken konnte. Der NDR hat mir dann erlaubt, sogar das Negativ von „Gestatten, Bestatter!“ zu zerschneiden, um es für „Liebe, Tod und kleine Teufel“ zu verwenden. Ich hab einen aufwendigen Vertrag mit der NDR-Tochter Studio Hamburg gemacht, und wenn ich an diesem neuen Film etwas verdient hätte, hätten die mitverdient. Aber das war natürlich illusorisch.

 

Kritische Anmerkungen